Restaurierung Monika Göhlich

Die kriegszerstörte Sammlung des ehem. Museums für Vor- und Frühgeschichte der Stadt Köln

Das ehemalige Museum für Vor- und Frühgeschichte der Stadt Köln im Bayentum beherbergte eine der bedeutendsten Sammlungen von Funden der vorrömischen Eisenzeit und germanischen Grabfunden der römischen Kaiserzeit in der Region . Bei einem Bombenangriff im Jahr 1943 wurde die Schausammlung des Museums zerstört. Die Scherben und Reste der Ausstellungsobjekte wurden aus dem Bombenschutt herausgelesen und in Kartons gepackt1.

Im Rahmen eines Projektes des Denkmalförderungsprogrammes des Landes NRW erfolgt seit 2011 die Identifizierung, Konservierung und wissenschaftliche Bestimmung der kriegszerstörten Sammlung auf Werkvertragsbasis. Das Projekt wird unter der Projektleitung von Frau Dr. Marion Euskirchen, RGM in Zusammenarbeit mit Klaus Frank M.A., Archäologe des LVR - Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland durchgeführt, der für die Identifizierung und wissenschaftliche Bestimmung der Funde zuständig ist.2

Die zerscherbten Keramikgefäße lagerten in ca. 240 Kartons in der Prähistorischen Studiensammlung des Römisch-Germanischen Museum Köln. Die Kartons wurden geöffnet, der Inhalt gesichtet, dokumentiert und sortiert. In den Kisten waren manchmal die Scherben von nur zwei oder drei unterschiedlichen Gefäßen enthalten, in einigen Fällen aber auch bis zu über 100 Scherben unterschiedlicher Machart und Zeitstellung, vom Neolithikum bis zur Kaiserzeit. Der Schwerpunkt der restauratorischen Arbeit lag daher zunächst auf dem Sortieren der Scherben.

Im Verlauf der ersten beiden Kampagnen stellte sich heraus, dass die gesamte Prähistorische Studiensammlung in das Projekt mit einbezogen werden muss. Hier finden sich Gefäßböden mit Inventarnummer, die zu den kriegszerstörten Gefäßen passen, Unterteile fügen sich an Oberteile, Lücken werden geschlossen....Auch in der Sammlung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln finden sich zugehörige Fragmente.

Es wurden einige Objekte ganz oder in Teilen geklebt, wenn sichergestellt war, dass keine Scherben mehr fehlen oder noch fehlende Fragmente problemlos noch angefügt werden können. Erst, wenn möglichst alle Scherben zu den einzelnen Gefäßen zugeordnet sind, kann mit dem systematischen Kleben und Ergänzen der Stücke begonnen werden. Eines der bereits zusammengesetzten Gefäße aus dem großen germanischen Gräberfeld von Leverkusen-Rheindorf war Fund des Monats August 2013 im Rheinischen Landesmuseum Bonn.

Nach Abschluss des Projektes werden die Funde aus der Sammlung des ehem. Museums für Vor- und Frühgeschichte der Stadt Köln wieder für eine Präsentation in der Dauerausstellung des Römisch-Germanischen Museums zur Verfügung stehen. Es eröffnet sich damit auch erstmals wieder die Möglichkeit der wissenschaftlichen Bearbeitung der umfangreichen Sammlung, deren systematische Vorlage und Auswertung bisher noch nie erfolgte.

1 M.Euskirchen, Köner Vorgeschichte im Focus - Das Bombenschuttprojekt im Römisch-Germanischen Museum der Stadt Köln. In: 111 Jahre PrähistorischeArchäologie in Köln, J.  Richter (Hrsg.), Kölner Studien zur Prähistorische Archäologie, Bd. 9, Rahden/Westf. 2018, 50-59.
2 M. Euskirchen, K. Frank und M. Göhlich, Gigantisches Puzzle - die kriegszerstörte Sammlung des Kölner Museums für Vor- und Frühgeschichte. In: Archäologie im Rheinland 2012 (2013) 29-30.
 

Auftraggeber: Römisch-Germanisches Museum Köln

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Ein Teil der 240 Kartons mit Keramikscherben aus dem Bombenschutt des zerstörten Museums für Vor- und Frühgeschichte im Bayenturm in Köln.
240 Kartons mit Scherben aus dem Bombenschutt
Die nach Zeitstellung und Gefäßeinheiten sortierten Keramikscherben.
Das Sortieren der Scherben
Das Inventarbuch des ehemaligen Museums für Vor- und Frühgeschichte der Stadt Köln zeigt an den Rändern Brandspuren von der Bombardierung 1943.
Inventarbuch mit Brandspuren
Ein fein poliertes Gefäß der Urnenfelderzeit vor der Restaurierung.
Gefäß der Urnenfelderzeit im Vorzustand
Die alten Klebungen wurden gelöst und die Scherben gereinigt.
Nach der Reinigung der Scherben
Das Gefäß nach der Klebung der Scherben.
Und nach der Klebung
Ein bei der Bestattung verbranntes und geschmolzenes germanisches Gefäß aus Leverkusen-Rheindorf vor der Restaurierung.
Germanisches Gefäß aus Leverkusen-Rheindorf im Vorzustand
Das Gefäß nach der Klebung in der Seitenansicht.
Und nach der Klebung:
Das Gefäß nach der Klebung in der Ansicht von unten.
Der Fund des Monats August 2013 im LVR-Rheinisches Landesmuseums Bonn